Von der "Serbisierung" zur "Kroatisierung" : Auswirkungen der Sprachpolitik auf (serbo)kroatische Übersetzungen deutschsprachiger Werke im Ersten und Zweiten Jugoslawien und in der Republik Kroatien

Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Auswirkungen der Sprachpolitik im Ersten und Zweiten Jugoslawien und in der Republik Kroatien auf die paratextuelle und textuelle Ebene von (serbo)kroatischen Übersetzungen deutschsprachiger Werke. Für die Untersuchung wurden Werke von Karl May, Stefan Zweig und Erich Kästner, die in mindestens zwei der drei betrachteten Zeitperioden (neu)übersetzt wurden, herangezogen. Dabei wurde von der Hypothese ausgegangen, dass die Sprachpolitik als ausschlaggebende Komponente im Übersetzungsprozess betrachtet werden muss und dass die Veränderungen in den Übersetzungen in den einzelnen Zeiträumen auf eine Veränderung der zielkulturellen Normen zurückgeführt werden können. Um die Hypothese überprüfen zu können, wurde zunächst der historische Kontext und die Sprachpolitik in den drei Staaten vorgestellt. Als Analyseinstrumente dienen die Normenkonzepte von Gideon Toury und Andrew Chesterman, da diese eine Berücksichtigung historischer, politischer oder sozialer Faktoren bei der Untersuchung von Übersetzungen ermöglichen. Die Ergebnisse der Paratext- und Textanalyse für die Übersetzungen aus dem Ersten Jugoslawien zeigen zunächst eine gewisse Vereinheitlichung und später eine Entfremdung zwischen der serbischen und kroatischen Variante. Für diesen Zeitraum kann die Sprachpolitik nur teilweise als ausschlaggebende Komponente bezeichnet werden. Für das Zweite Jugoslawien und die Republik Kroatien sind die Ergebnisse hingegen sehr deutlich und bestätigen die Hypothese dieser Arbeit. Im Zweiten Jugoslawien resultiert das in einer starken Vereinheitlichung, was von kroatischer Seite als „Serbisierung“ kritisiert wurde und in der Republik Kroatien in einer Umkehrung der Vereinheitlichung und einer „(Re)kroatisierung“ der Sprache, das heißt in einer Betonung der Eigenheiten des Kroatischen und einer Hervorhebung der Unterschiede zum Serbischen.The present master thesis examines the impact of language policy in the First and Second Yugoslavia and in the Republic of Croatia on the paratextual and textual level of (Serbo-)Croatian translations of German works. The study is based on works from Karl May, Stefan Zweig and Erich Kästner, that were (re)translated in at least two of the three time periods considered. The thesis is based on the hypothesis, that language policy must be considered as decisive component in the translation process, and that the changes in the translations in the respective periods can be attributed to changes in the target-culture norms. In order to verify the hypothesis, the historical context and the language policy in the three states were presented. Gideon Tourys and Andrew Chestermans concepts of norms serve as instruments for the analysis, as they allow the consideration of historical, political or social factors in the study of translations. The results of the paratextual and textual analysis for the translations form the First Yugoslavia initially show a unification to a certain extent, and later an alienation between the Serbian and Croatian variant. For that period, language policy can only partly be described as decisive component. For the Second Yugoslavia and the Republic of Croatia, however, the results are very clear and confirm the hypothesis of the thesis. In the Second Yugoslavia this results in a strong unification, which the Croatian side criticised as “Serbisation”, and in the Republic of Croatia in the reversal of the unification and a “(re)Croatisation” of the language, which meant emphasising the peculiarities of Croatian and highlighting the differences with Serbian.vorgelegt von Seraina Catarina Spirig, BAZusammenfassungen in Deutsch und EnglischAbweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der VerfasserinKarl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2018(VLID)314025